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Die Ahnungslosen

Die Ahnungslosen

Roman | Wolfgang Popp

Hardcover
2018 Edition Atelier
Auflage: 1. Auflage
280 Seiten; 22 cm x 13.5 cm
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-903005-41-9

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Hauptbeschreibung
Lustvoll und listig zieht der Zufall seine Fäden und knüpft seine Netze. Das erfahren auch die Protagonisten in Wolfgang Popps Roman „Die Ahnungslosen“. Klarissa Alber, die auf der Flucht vor den Nazis in Shanghai landet und dort ihre große Liebe trifft, kann davon ein Lied singen. Genauso wie Tim, der auf der anderen Seite der Welt nicht nur durch Tempelruinen, sondern auch über seinen Schatten springt. Oder der Musiker Raul, dem nach einer langen Durststrecke ausgerechnet ein Teufelsintervall zum Erfolg verhilft. Eine mitreißende Hommage an die Unvorhersehbarkeit des Lebens.

Zitat aus einer Besprechung
»Gekonnt führt der Autor durch das Leben der vielen Ahnungslosen, webt einen Teppich an Verbindungen und hält durch die gewählte Form der Kurzgeschichten-Erzählung die Spannung, die schlussendlich doch in ein großes Ganzes führt.« – Gabriele Fachinger, ekz

Wolfgang Popp, geboren 1970 in Wien, Studium der Sinologie und Geschichte in Wien und China. Langjährige Tätigkeit als Studienreiseleiter im Fernen Osten. Daneben Dokumentarfilme und Kurzgeschichten. Kulturredakteur beim ORF-Radio Ö1. Zuletzt erschien der Roman „Wüste Welt“. Mit „Die Verschwundenen“ war er auf der Shortlist des Literaturpreises Alpha und erhielt eine Buchprämie der Stadt Wien.

„Es ist erstaunlich, wie selbstverständlich Su das alles erscheint. Klarissa, die Dämonen und jetzt der versteinerte Großvater. Man darf nicht vergessen, dass sie vor gar nicht langer Zeit ihre Magisterarbeit abgegeben hat. Arbeitsthema: Gemeinschaftswährungen. Arbeitstitel: Der Euro und seine Vorläufer. Arbeitsalltag: Harte Fakten und nicht weiche Vergleiche. Kaum zu glauben, wie weit weg das alles ist. Wie 48 Stunden, eine Nacht im Flieger und eine bald hundertjährige Großmutter den Ernst des Lebens davonjagen können. Der steht jetzt im staubigen Sakko an einer staubigen kambodschanischen Landstraße und versucht per Autostopp nach Europa zurückzukommen.
Tagsüber durch die Ruinen, nachts durch Klarissas Erinnerungen. Immer unterwegs die beiden Frauen, dauernd in Bewegung, die langen Wege im Dunkeln durch die Vergangenheit nicht weniger anstrengend als die Wege durch Angkor in der gleißenden Sonne. Klarissas Erzählen ist dabei wie in Tausendundeiner Nacht. Nur umgekehrt. Mit Klarissa, die ihr Leben und nicht um ihr Leben erzählt, und mit Su, die durch ihr Nachfragen Klarissas Erinnerungen in die Tiefe und deren Leben in die Länge zieht. Sultan und Scheherazade haben Plätze getauscht oder sind eins geworden. Oft fragen sich die Großmutter und die Enkelin – und obwohl sie sonst alle Fragen und Antworten teilen, stellen sie sich diese eine Frage nur selbst und insgeheim –, wie dieses Erinnern jemals sein Ende finden würde. Weil sich endlos reden lässt über die Endlichkeit. Und dann geschieht es eines Tages ganz plötzlich und völlig anders als erwartet.

Das Weibchen der asiatischen Tigermücke, das gerade von dem Reifenstapel in Nachbars Garten losfliegt und sich in einem weit ausladenden Bogen auf den Tisch zubewegt, an dem Klarissa und ihre Enkelin sitzen, trägt den Chikungunya-Virus in sich.
Das Wort Chikungunya stammt aus der Sprache der in Tansania ansässigen Makonde und bedeutet wörtlich übersetzt „der gekrümmt Gehende“. Der Name verweist auf die heftigen Muskel- und Gelenkschmerzen, die den Ausbruch des Chikungunya-Fiebers begleiten.

Nur bei völliger Stille ist der Flügelschlag der Asiatischen Tigermücke zu hören. Doch ist es nicht still, und schon gar nicht völlig still auf der Veranda von Klarissas Haus, denn das Flügelreiben der Zikaden im alten Eukalyptusbaum erfüllt die Luft, und Klarissa erzählt, und Su fragt, und hin und wieder bellt einer der streunenden Hunde, die tagsüber auf der Jagd nach ihren Schatten und auf der Suche nach Nahrung die Hauptstraße des Dorfes endlos hinauf- und hinuntertrotten. Die Geräusche drängen sich also an diesem Abend, lungern nebeneinander herum und steigen übereinander hinweg, während Sus Aufmerksamkeit an den Lippen ihrer Großmutter und sicher nicht in der Luft hängt, wo in einem eigentlich atemberaubenden Schauspiel das Asiatische Tigermückenweibchen kreist und schwebt, schließlich unbemerkt auf Sus Schulter landet, mit seinen fragilen Insektenbeinen über Sus schneeweißes und schweißnasses Hemd stakst, riecht, fühlt und wittert, und dann, genau dort wo sich Sus linker Schulterknochen abzeichnet, zusticht. Su reagiert sofort, schlägt mit der flachen Hand zu, trifft die Mücke und wischt sich die blutige Hand an ihrer Hose ab. Und glaubt, damit sei der Fall erledigt.“