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Das Asyl zum obdachlosen Geist

Das Asyl zum obdachlosen Geist

Wied, Martina

Hardcover
2020 Milena
Auflage: 1. Auflage
350 Seiten; 21 cm x 14 cm
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-3-903184-52-7

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Hauptbeschreibung
John von Kellingrath, ein junger Mann aus bestem Hause, flüchtet sich in eine Nervenheilanstalt; die Handlung spielt um 1890. Er ist einer der Repräsentanten des obdachlosen Geistes, ein Asket, der den materialistischen Anforderungen seiner hochbürgerlichen Familie nicht gewachsen ist. Kellingrath hat seine Frau einst aus Pflichterfüllung geheiratet und verachtet sie wegen ihres berechnenden Charakters. Als sie gemeinsam mit seinem Bruder Johns Einweisung ins Irrenhaus betreibt, um die Verfügungsgewalt über sein Vermögen zu erhalten, ist das auf prekäre Art durchaus in seinem Sinn. Die Irrenanstalt erscheint ihm als ein Ort des Friedens; im Elfenbeinturm seiner Zelle will er ein ungestörtes Gelehrtenleben verbringen und Sören Kierkegaard übersetzen. „Garantierte Einzelhaft ist alles, was ich mir verlange: Meine Bücher, Schreibgerät, mein Quantum Tabak, das nicht klein ist, also ungefähr die Freiheiten, die man in zivilisierten Ländern politischen Sträflingen zuzugestehen pflegt.“

Exil, im Sinn von Austritt bzw. Vertreibung aus dem bürgerlichen Leben, ist auch Martina Wieds Grundmotiv – schon lange vor ihrer erzwungenen Flucht nach Großbritannien.
Ihr ganzes Leben lang sucht sie eine Antwort auf die Frage, wie ein anständiges Leben in einer moralisch dubiosen Gesellschaftsordnung gelingen kann. Das impliziert die Distanzierung von jener gesellschaftlichen Schicht, der sie selbst angehört, und die Ablehnung der rücksichtslosen Logik des bürgerlichen Wirtschaftssystems.
Martina Wied schrieb diesen Roman in den Jahren 1925/26, er erschien 1934 als Fortsetzungsroman in der Wiener Zeitung, eine Buchausgabe folgte erst 1950 unter dem Titel „Kellingrath“.

Kurztext / Annotation
Über die existenzielle Fremdheit des Intellektuellen John von Kellingrath, der mit seiner Flucht in eine Irrenanstalt vor dem Leben und der bürgerlichen Gesellschaft kapituliert. Ein gesellschaftliches Panorama des 20. Jahrhunderts. Ein Roman wie die Schwester von Thomas Manns Zauberberg.

Martina Wied (1882–1957)
Geb. am 10.12.1882 in Wien, gest. am 25.1.1957 ebenda. Martina Weisl, geborene Schnabl, war eine Wiener Lyrikerin, Essayistin, Literaturkritikerin, Erzählerin und Dramenautorin. Bereits als Schülerin veröffentlichte sie ihre Gedichte unter dem Pseudonym Wied in Zeitschriften wie Simplicissimus oder Jugend. 1910 heiratete sie den Chemiker Sigmund Weisl. Ab 1912 war sie Mitarbeiterin der Innsbrucker Kulturzeitschrift Der Brenner, 1924 bekam sie den Förderungspreis der Stadt Wien. 1936 erschien ihr erster Roman "Rauch über St. Florian". Von 1939 bis 1947 lebte sie im Exil in Großbritannien, wo sie vier Romane schrieb, die allerdings erst nach ihrer Rückkehr nach Wien veröffentlicht wurden. 1952 erhielt sie als erste Frau den Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur.